Tschechischer Text - Zusammenhängender Beitrag: Interview mit Hugo Fritsch über seine Erlebnisse in der HJ
Übersetzung: Mathilde Najdek
Am 13.März 2012 wird im tschechischen Fernsehprogramm CT2 eine Sendung ausgestrahlt, in der der Brünner Zeitzeuge Hugo Fritsch, der heute im österreichisch-deutschen Grenzgebiet wohnhaft ist, zu Wort kommt und die Ereignisse des Jahres 1945 schildert. Über das bewegte Schicksal von Herrn Fritsch hat Naš Směr mittlerweile öfters berichtet, führte mit ihm Gespräche und die Redaktion steht mit ihm laufend im Kontakt. Als 12jähriger Junge überlebte Hugo Fritsch 1945 unter dramatischen Umständen als einziges Familienmitglied die Flucht aus Brünn nach Prag. Die Sendung bringt das Tschechische Fernsehen als fünften Teil einer dreizehnteiligen Doku-Serie, die laut Angaben der Autoren „mit der alternativen Geschichte spielt“. Die Sendereihe „Was wäre wenn“ werde Erwägungen darüber bringen, „was hätte in der tschechischen Geschichte passieren können, aber nicht geschehen ist“ und darüber „was nicht geschehen ist, aber doch hätte geschehen sollen“ und auch darüber „was hätte nie geschehen dürfen “. Der Regisseur der Sendereihe kommt aus dem Brünner Fernsehstudio des ČT und heißt Peter Kerekeš. Die Serie wird am 14. Februar gestartet, die einzelnen Teile werden immer ungefähr um 21.50 auf ČT 2 auf die Bildschirme kommen.
Der fünfte Teil, in dem auch Hugo Fritsch interviewt wird, läuft unter dem Sendetitel Was wäre gewesen, wenn die Deutschen nicht abgeschoben worden wären. Auf die angesagte Sendung im Tschechischen Fernsehen reagierte auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) positiv: „Die Serie könnte ein weiterer Beitrag zur tschechischen Verarbeitung der dunklen Vergangenheit nach dem Zweiten Weltkrieg werden. Es wird interessant sein, wie man das Thema des Verlustes von drei Millionen Mitbürgern verarbeiten wird“, äußerte sich in einer Presseaussendung Gerhard Zeihsel, der Bundesobmann der SLÖ.
Freilich beschränkten sich die Produzenten der Serie in ihren „Fantasy-Spielen“ nicht nur auf das eine traurige Kapitel der modernen tschechischen Geschichte. Sie lassen freien Raum allen möglichen, denkbaren und rein theoretischen Folgen verschiedenster grundlegender Geschichtsereignisse und Meilensteine, die in der Vorstellung der Produzenten etwa einen gegenteiligen oder verkehrten Ausweg gehabt hätten, als wir sie aus den Geschichtsbüchern kennen. Da wird z. B. die Frage aufgeworfen, wie es wohl wäre, wenn die böhmisch-mährischen Länder heutzutage noch Monarchie wären, wie es im Land aussehen würde, wenn der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre, wenn 1989 die „Samtrevolution“ unterdrückt worden wäre, wenn 1945 „Hitler den Krieg gewonnen hätte“ u.ä.
Für den Fernsehzuschauer bleibt nur noch offen, in welchem Maße es den Autoren tatsächlich gelingen wird, sich mit den historischen Zusammenhängen gut und seriös und nicht tendenziös auseinanderzusetzen. Die Gefahr sich gewisser Vorurteile oder primitiver Klischees zu bedienen ist in so einem Fall immerhin nicht zu unterschätzen, geschweige denn die Versuchung unter dem Deckmantel einer „Doku“-Serie eine leicht unterhaltsame und manipulierende Sendung der Art „History-Sci-Fi“ zu produzieren. Sein eigenes Urteil wird sich der Zuschauer beginnend vom 14. Februar dreizehn Wochen lang immer am Dienstag bilden können. (-lb-)