neděle 5. června 2011

Das „Graseln“ mit tschechischen Freunden fand ich viel interessanter als echte Schießübungen mit Luftgewehr

Ein Interview mit dem Brünner Zeitzeugen Hugo Fritsch (Fortsetzung)
1. Teil
Verweis: Tschechischer Text - Český text
Lukas Beer
Eine Sonderformation der Brünner Hitler-Jugend
(datiert 1941 o. 1942).
Sind Sie auch regelmäßig beim Dienst im „Moravenhaus“ erschienen?

Hugo Fritsch: Ab 20. April 1943 war ich einmal in der Woche dort, um Schießübungen zu absolvieren. Mein Bruder war bis Herbst 1944 dort, bis er zur Marine-HJ gekommen ist. Die Grenze für unser Fähnlein im Beamtenheim, wie die Deutschen diesen Stadtteil nannten, für die  Pimpfe war der Hohlweg (Úvoz). Für uns Pimpfe war jedoch nur ein Tag in der Woche reserviert. Die Teilnahme war Pflicht. Da ich im Schießen sehr schlecht war - das Gewehr war zu schwer - und immer Wettbewerbe einzelner Gruppen gemacht wurden, haben mich die Buben meiner Gruppe nicht gemocht.

Sie sagen, die Teilnahme war verpflichtend, wurde sie denn auch dementsprechend kontrolliert?

Hugo Fritsch: In diesem Haus mußte ich selbst einmal in der Woche erscheinen und wenn ich zweimal unentschuldigt gefehlt habe, sind die Führer bei den Eltern erschienen. Das war bis November 1944, als der damalige Fähnleinführer Abel aus der Goethegasse (Zachova) in der Zeile (Cejl) das Felscherfähnlein in einem ehemaligen jüdischen Geschäft gebildet hat und ab da mußte ich die blöden Schießübungen nicht mehr mitmachen.

Die Schießübungen scheinen Ihnen nicht besondrs ans Herz gewachsen zu sein..

Hugo Fritsch: Für mich war bei den Pimpfen das Luftgewehr zu schwer und ich habe stets eine "Latte" geschossen. Da Gruppen immer gegeneinander aufgetreten sind, hat meine Gruppe unter meinen Mißerfolgen gelitten und ich war nicht beliebt und hatte mir hier keine Freunde gemacht. Im November 1944 hat der Fähnleinführer Abel dann unser Fähnlein verlassen, hat ein eigenes Feldscherfähnlein mit Ausbildung zum kleinen Sanitäter gebildet und mich mitgenommen. Herr Abel hat meine Eltern gekannt und da ich gerne die Versammlungen geschwänzt habe, hat er mich mitgenommen. Ob es mein Vater veranlaßt hat oder der weggehende Fähnleinführer, weiß ich nicht, ich muß auch den "Dienst" geschwänzt haben, ich wurde dann also zur Feldschergruppe in die Zeile versetzt, wo nicht geschossen wurde, sondern wo man Wunden verbinden gelernt hat. Auch mein Bruder wollte nicht schießen und hat sich so zur Marine-HJ gemeldet, und das auch erst Ende 1944. Ob das alles von meinem Vater organisiert wurde, kann ich nicht bestätigen, jedoch heute im Alter kommt mir der Gedanke, daß mein Vater uns Kinder von der Sinnlosigkeit des Krieges heraushalten wollte. Versammlungsort war in der Zeile, in einem ehemaligen jüdischen Geschäft. Der neue Dienstort hat mich so von allen Schießübungen und dem Apell am Heldgolandfelsen befreit. Ich habe noch im März 1945 meine erste Feldscher-Prüfung absolviert und eine Lebensrune auf der Uniform tragen dürfen. Ob das alles mein Vater angestiftet hat? Die Familie des Fähnleinführers  hatte mit uns  Kontakt.

Der 14jährige Gerhard in der Uniform
der Marine-HJ.
Wie verlief der Dienst Ihres Bruders Gerhard in der Marine-HJ?

Hugo Fritsch: Was meinen Bruder betrifft, so ist er ab 14 bei der Hitler-Jugend gewesen. Er hat eine braune Uniform mit Koppel und Dolch bekommen. Auch er hat im Moravenhaus im Wirtsgarten vormilitärische Übungen gemacht und ebenso, wie er erzählt hatte, Schießübungen. Mein Bruder, der das Masarykgymnasium besuchte - wie es im Protektorat geheißen hat, weiß ich nicht, Vater hat es nur Masarykgymnasium genannt. Auch er war anfangs am Helgolandfelsen beim Apell. Er muß im Herbst 1944 zur Marine-HJ übergegangen sein. Hier wurde alles gelernt, was Matrosen für eine Schiffbesatzung lernen müssen. Mein Bruder hat mir die Knoten gezeigt, mit denen ein Tau festgemacht wird, mit Fahnen Nachrichten übermittelt, hat einen Morseapparat vom Vater bekommen, mit dem er mir dauernd etwas sagen  wollte. Ob das alles mein Vater eingefädelt hat, damit mein Bruder  nicht als Kanonenfutter und Kind zum Schluß an die Front gejagt wird, ich weiß es nicht.

Kommen wir noch auf den 20. April 1943 zurück, den Tag Ihrer Aufnahme beim Deutschen Jungvolk. Ab 1944 ist übrigens auch bei dem tschechischen Pendant, dem Kuratorium für die Jugenderziehung in Böhmen und Mähren, aus demselben Anlaß, sprich Hitlers Geburtstag, die Aufnahme der 10jährigen tschechischen Buben in der Jugendorganisation eingeführt worden. Wie alt waren Sie überhaupt zu dem Zeitpunkt Ihrer Aufnahme?

Hugo Fritsch: Ich bin im Mai 1933 geboren, also war ich am 20. April 1943 noch nicht ganze 10 Jahre. Ab 10 Jahren war es Pflicht für jeden deutschen Buben bei den Pimpfen (wie die jungen Pioniere bei den Kommunisten) Mitglied zu sein.  Da die meisten meiner Klassenkameraden bereits 10 Jahre alt waren, wollte auch ich dabei sein, obwohl mein Vater auf dem "gesetzlichen" Eintrittsalter bestehen wollte. Wieso dann beide Eltern nachgegeben haben, kann ich nicht sagen, wahrscheinlich wollten sie nicht auffallen.

Ist Ihnen aus dieser Zeit noch irgendetwas Prägendes in Erinnerung geblieben?

Hugo Fritsch: Einmal unter der Woche war "Dienst" im Moravenhaus. Hier haben wir mit dem Luftgewehr schießen gelernt. Am Sonntag um 8 Uhr war "Apell" am Helgolandfelsen. Zweimal Fehlen ohne Entschuldigung und der Fähnleinführer stand vor der Haustür. Aufmärsche der HJ sowie der Pimpfe, die die Fähnlein der Viertel "Beamtenheim", Schreibwald und Umgebung betreffen, waren am Helgolandfelsen, wo es eine entsprechende Aufmarschfläche gab. Aufmarsch jeweils in Viererreihen mit Fahnen und Wimpeln. Singen - ..Es zittern die morschen Knochen.. , Heiß über Afrikas Boden die Sonne  glüht.... usw. - Meldungen der An- und unentschuldigten Abwesenden sowie Hitlergruß an den  für diesen Tag amtierenden Führer waren der Ablauf. Die Ansprache des Führers war meistens ein Apell zum Gehorsam für den Führer Adolf Hitler. Da die HJ und die Pimpfe dabei waren, waren die Worte für mich kleinen 11 Jahre alten Buben nicht bewegend. Ich kann mich an kein einziges Wort von diesem Gerede erinnern, nur gehorsam zu sein. Abmarsch dann singend durch die Straßen des Villenviertels Mararykova cvrt.

Das Modell des Schlachtkreuzers "Gneisenau" wurde als das schönste Ausstellungsstück viel bewundert. Die Austellung fand zwischen 28. April und 3. Mai 1941 in der mährischen Landeshauptstadt statt und zeigte die besten Arbeiten, die im Rahmen des Wettbewerbes "Seefahrt ist Not!" von der deutschen Schuljugend des Kreises Brünn präsentiert wurden. Die Schüler lieferten insgesamt 36 Schiffsmodelle, die die Entwicklung der deutschen Schiffahrt aufzeigten. In 226 Zeichnungen und 232 Aufsätzen versuchten die Schüler aller Altersstufen den Werdegang  der deutschen Seemacht darzulegen. Zur Eröffnung der Ausstellung fand eine eindrucksvolle Feierstunde statt, bei welcher Lieder durch die Marine-HJ vorgetragen wurden.
Zeitzeugen berichten nicht selten, sie hätten sich oft auf die Dienststunden in der HJ ausgesprochen gefreut, allein die Begriffe Zusammenhalt, Freundschaft bzw. Kameradschaft, das Gemeinschaftserlebnis, all das hat die Erlebnisgeneration zweifellos eher als positiv empfunden..

Hugo Fritsch: Ich war einfach zu klein und habe mich, da von zu Hause keine Begeisterung für mein Pimpfdasein zu finden war, dies als "Muß"-Übung angesehen, für die ich mich innerlich nicht begeistern konnte. Graseln mit tschechischen Buben war wesentlich interesanter, hier war ich anerkannt.  Und Anerkennung bedeutet für einen 11jährigen Buben mehr als Parolen und Aufmärsche. Lediglich das Singen von Liedern hat mir gefallen und deshalb kann ich heute noch viele Lieder auswendig.

Entschuldigung.. „Graseln“?..

Hugo Fritsch: Es handelt sich um ein Wort, das ausschließlich in Brünn und Umgebung verwendet wurde. Gemeint ist Spiel, neugieriges Erkunden und jugendlicher Schabernack in einem. Grasl war zur Zeit Kaiser Franz II. der sogenannte mährische Robin Hood. In vielen sagenumwobenen Erzählungen wird er als Räuberhauptmann geschildert, der reiche Kaufleute und herrschaftliche Kutschen überfallen, ausgeraubt und die Beute an die Armen verteilt hat. Geschichtlich ist wahr, daß eigens aus Wien beorderte Soldaten ihn festgenommen haben. 1818 wurde er in Wien mit seinen Genossen verurteilt und hingerichtet. Fälschlicherweise wird er mit seinem Verwandten Thomas Grasl in Verbindung gebracht, der wegen „gemeinen Mordes“ zu lebenslanger Kerkerhaft am Spielberg verurteilt wurde und dort im Alter von 72 Jahren verstarb.

Brünn, 17. März 1939: Adolf Hitler auf dem Rathausplatz.
Haben Sie noch die HJ-Aufmärsche, die ja oft auf dem Vorplatz vor dem Deutschen Haus ihren Anfang nahmen, in Erinnerung?

Hugo Fritsch: Ich war nie bei Aufmärschen in der Stadt. Ich kann mich nur als 6jähriger an Hitler erinnern, wie er im offenen Auto am Rathausplatz angekommen ist. Meine Eltern waren ganz hinten und ich hatte mich vor die Absperrung der SS gedrängt und stand neben einem SS-Mann, als Hitler mit erhobener Hand vorbeifuhr. Von den Dächern erklangen die Fanfaren, gespielt von HJ-Buben. Ich stand  genau vor den Soldaten, bzw. SS-Männern, ich weiß es nicht mehr ganz genau. Am Rathausplatz, wenn man hinauffährt auf der rechten Seite, einen kleinen Buben haben die Leute durchdrängeln lassen. An das offene Auto kann ich mich erinnern, natürlich wer der  Mann im Auto war, wußte ich damals nicht. Auf den Dächern Standen in HJ-Uniform Fanfarenbläser, die die gleiche Melodie gespielt haben, bis Hitler im Rathaus verschwunden ist. Die Leute sind geblieben, doch meine Eltern haben „Hugo, Hugo“ gerufen, sodaß ich mich zurückgedrängt habe und wir sind nach Hause gegangen.

Die Ufa-Wochenschau hat damals einen Filmbericht aus dem Protektorat gebracht, wo neben dem Einmarsch der Wehrmacht in Prag am 15. März 1939 auch noch Aufnahmen aus Iglau und Brünn zu sehen sind. Der Bericht aus der mährischen Landeshauptstadt wurde am 17. März 1939 (etwa ab 4:30 Minute) aufgenommen, als Adolf Hitler in Brünn auf Durchreise war. Die Aufnahmen zeigen zuerst Hitlers Ankunft am Brünner Hauptbahnhof und dann seine Fahrt im offenen Wagen durch die mit jubelnden Menschenmassen gefüllten Straßen, über den Großen Platz bis zum Neuen Rathaus.


Hugo Fritsch: Lange habe ich das Bild, daß Sie mir vorhin zum Einzug Hitlers am Rathauspaltz geschickt haben, studiert, denn die Herren in den weißen Hemden haben mich irritiert. Dies kann keine nationalistische Organisation gewesen sein. Die Wochenschau hat es jetzt an den Tag gebracht. Es sind die alten Herren der Studentenvereinigungen, denn die jungen werden in der Wochenschau genauso in weißen Hemden mit den gleichen Krawatten genannt. Dazu sei erwähnt, daß in der Tschechoslowakischen Republik den Studentenvereinigungen die Uniformierung, wie sie in Deutschland und Österreich seinerzeit üblich war, verboten war.



Wurde Ihnen, soweit Sie sich erinnern können, in den wöchentlichen HJ-Versammlungen auch irgendetwas in Bezug auf das Verhalten gegenüber Tschechen eingeprägt? Erinnert sei auf dieser Stelle zum Beispiel an eine Rede des HJ-Gebietsführers Fritz Knoop (Anfang 1944), in der es u.a. wörtlich hieß:

Juli 1944: HJ-Gebietsführer Fritz Knoop als Ehrengast beim "Tag der
tschechischen Jugend" am Prager Sandbergstadion (Strahov). In der Mitte
Minister Emanuel Moravec, gleichzeitig der Vorsitzende des Kuratorium
für die tschechische Jugenderziehung.
„Kameraden! Wir leben in einem Raum, in dem wir immer wieder mit einem anderen Volk, den Tschechen, in Berührung kommen. Ihr werdet euch schon oft die Frage vorgelegt haben, wie wir uns in Uniform, aber auch in Zivil diesem Volk gegenüber verhalten sollen... Wir haben viele Schlachten in diesem Krieg gewonnen, es gilt nun auch die Menschen der eroberten Räume zu gewinnen. Man gewinnt ein fremdes Volk nicht durch Schmeichelei und Versprechungen, man gewinnt einzig und allein durch Vorbild und Leistung. Bedenkt, daß ihr in jedem Augenblick von neidischen Augen beobachtet werdet. Denn auch viele der tschechischen Jungen würden gern mit Trommel und Spiel in Uniform durch die Straßen marschieren.... Deshalb muß die Ordnung eurer Kleider, die Sauberkeit eures Anzugs viel peinlicher überprüft werden als irgendwo im Reich. Wir imponieren dem fremden Volk allein durch unsere Disziplin und durch unsere Einheit.... Ihr sollt aber auch wissen, daß 60 bis 70% des tschechischen Volkes nach Feststellungen eines Professors (Karl Valentin Müller – Not. Lukas Beer) der Prager Universität deutschen Blutanteil haben.... Wir müssen jeder Einzelne zeigen, daß wir Träger einer Idee sind … die darangegangen ist, eine neue europäische Ordnung zu errichten. Vor allem unsere sozialen Errungenschaften und Einrichtungen sind es, die bei den Tschechen schon Anerkennung gefunden haben. Ihr dürft nicht glauben, daß wir dem Tschechen gegenüber auftreten dürfen wie Ostarbeitern oder Polen gegenüber. Ein großer Teil des tschechischen Volkes arbeitet fleißig und zuverlässig in den Rüstungsfabriken. Zeigt, daß ihr als deutsche Jungen und Mädel höflich und hilfsbereit seid, ohne euch anzubiedern. Es ist aber selbstverständlich, daß zum Beispiel in der Straßenbahn einer tschechischen Frau mit Kindern Platz zu machen oder beim Ein- oder Aussteigen zu helfen ist.... Benehmt euch stets so, daß ihr Achtung und Anerkennung finden müßt. Seid nicht rüpelhaft und glaubt nicht, daß ihr jedem Tschechen gegenüber alles verlangen könnt, auch das Ungesetzliche.“

Hugo Fritsch: Wir wurden bei den Pimpfen nie zu einem schlechten Verhalten gegenüber Tschechen aufgefordert. Dazu ist jedoch zu sagen, daß der Fähnleinführer ein Brünner war, der in der Goethegasse wohnte, seine Eltern mit meinen Eltern  befreundet waren und es sich hier um eine alteingesessene Brünner Familie handelte. Und davon abgesehen: Nach den vielen Recherchen seinerzeit bei meiner Tante und Vormund und den Österreichischen Verwandten, der tschechischen Chronik der Familie meiner Großmutter und nicht zuletzt aus einer Kopie eines Verzweiflungsbriefes vom 6. 2. 1946 aus dem Lager Lesany an das tschechoslowakische Innenministerium, mit der Bitte um die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft (wurde mir erst vom tschechischen Nationalarchiv im Februar 2010 geschickt) kann ich heute mit Fug und Recht sagen, daß meine Eltern keine Nationalsozialisten waren. Wenn ich heute so alles an Recherchen betrachte, so hieß es bei meiner Familie im Protektorat - d.h. Vater Staatsbeamter im Verband der Land- und Forstwirtschaft, also keine politischen Befugnisse - Schweigen und sich aus allem heraushalten. Sein einziger Wille muß gewesen sein, den Krieg zu überleben und die Familie über die Kriegswirren zu bringen. Da er im März 1945 krank war, hat er zu spät begonnen die Familie aus Brünn herauszubringen. Er hatte keine Angst, daß uns die Tschechen etwas tun werden. Die Abneigung meines Vaters zum Hitleregime muß bereits 1940 begonnen haben, als er über ein halbes Jahr von Staatsdienst suspendiert war, wegen angeblicher Begünstigung von Juden. Ich kann den Tag der Suspendierung nicht mehr feststellen, jedoch den Monat der Wiedereinstellung, und dies ist der November 1940. Hier habe ich eine eidesstattliche Erklärung... Mir ist es nicht gelungen das Schicksal auch nur einer deutschen jüdischen Familie aus Brünn ausfindig zu machen, mit der mein Vater befreundet war. Ich müßte über den Zentralcomputer des Zentralrates der Juden gehen, leider in Englisch, mich anmelden und die Begründung meiner Nachforschungen belegen. Mir ist nur bekannt, daß die meisten Transporte aus Brünn direkt nach Ausschwitz gegangen sind. Dies wurde im Brünner Heimatboten in den 50-60er Jahren berichtet. In dieser Zeit wurde noch viel von lebenden Zeitzeugen berichtet.

Brünner Rathausplatz - derselbe Schauplatz - zweieinhalb Jahre nach Hitlers Besuch. Am 21. September 1941 fand vor dem Rathausgebäude die feierliche Wimpelweihe des BDM aus dem Protektorat statt.
Reichsreferentin Dr. Jutta Rüdiger sprach zu den Anwesenden und beglückwünschte persönlich jede der versammelten Jugendführerinnen aus den einzelnen Untergauen der böhmisch-mährischen Länder.

Um abschließend noch einmal auf das „Deutsche Haus“ zu zurückzukommen, oftmals ist tschechischerseits zu hören, das Deutsche Haus sei ein „Treffpunkt des Bösen“ gewesen, wegen der HJ-Aufmärsche und dergleichen...

Hugo Fritsch: Zur 60jährigen Sprengung des Deutschen Hauses hatte eine Brünner Zeitung geschrieben, daß das Deutsche Haus die Naziburg der Deutschen war und daß von hier aus der Haß gegenüber den Tschechen ausgegangen ist. Da diese Aussage in krassem Gegensatz zu der Geschichte des Deutschen Hauses steht,  habe ich auch hier lange studiert, wieso die Zeitung diese Behauptung machen kann. Das Deutsche Haus war die Herberge aller deutschen Vereinigungen. Kultur, Sport, Volkstum, Studenten etc. Viele davon waren besonders im Vorstand mit deutschen Juden besetzt, also sicherlich keine Nazis. Aber die Studentenvereinigungen hatten hier ihr Zuhause. Diese haben  sich über die im Jahre 1933 verbotene Deutschnationale Partei (aus Wien kommend und den Anschluß Österreichs an das Reich fordernd), die in der NSDAP aufgegangen ist, den Nationalsozialisten zugewandt. Diese haben sicherlich, wie die Zeitung schreibt, Hitlerlieder gesungen. Daß alle Deutschen im Deutschen Haus Nazis waren, also auch die deutschen Juden, ist eine geschichtliche Unwahrheit.

Herr Fritsch, herzlichen Dank für das Gespräch.