In Haida (Nový Bor) entbrannte ein Streit um die Novelle von Jan Tichý
Jan Šolc
(Übersetzung: Mathilde Najdek)
Das lokale Drama, das sich i Haida schon länger als zwei Jahre abspielt, hat allmählich auch die Stadtgrenze, das Umland und das Land überschritten. Eingegriffen haben Persönlichkeiten unserer Kultur und des öffentlichen Lebens und für den 23. Februar ist ein neuer Akt geplant. Das Schauspiel-Studio in Aussig an der Elbe bringt die Dramatisierung der Novelle von Jan Tichý „32 Stunden zwischen Hund und Wolf“ in Haida zur Aufführung, was die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Kritik auf sich zieht. Die Aussiger stellen im März ihre Inszenierung im Rahmen der Aufführungen Tschechisches Theater 2011 auch in Prag vor.
Der Autor wird jedoch von einer Gruppe ortsansässiger Widersacher ständig nur deshalb angegriffen, weil er es gewagt hat, die Nachkriegsereignisse im tschechischen Grenzgebiet anders zu beschreiben, als es uns die rote Propaganda Jahrzehnte lang eingetrichtert hat. Für den 23. Februar wird ab 17 Uhr in das Grandhotel Pražák in Haida eine Pressekonferenz einberufen, mit dem Ziel „zunehmende Bestrebungen zu verhindern, Kriegsverbrecher reinzuwaschen“. Anderthalb Stunden später sollen sich die Anwesenden vor das städtische Theater begeben, um dort gegen die Aufführung des Dramas zu protestieren.
Nach Möglichkeit soll alles gesetzmäßig und unanfechtbar geschehen. Worum es sich handelt, offenbart erst ein von Zbyněk Cincibus d.Ä. unterschriebenes Flugblatt, das die Vorlage sowie das Theaterstück aufs Gröbste verfälscht dargelegt. Über Jan Tichý behauptet er, dass er „pronazistisch angehaucht“ sei und die Handlung des Dramas sei „im Stil Goebels verarbeitet“ (Schreibfehler im Original beibehalten). Der Schreiber des Flugblatts wählt beleidigende und skandalöse Ausdrücke. Trotzdem rate ich dem Autor, den Schreiber des Flugblattes nicht zu verklagen, er würde damit einer „initiativen Antinazi-Gruppe“ nur helfen. Die Widersacher zielen zweifellos auf die gesteigerte Propaganda ihrer voreingenommenen Initiative und ein sich hinziehender Prozess wäre ihnen nur dienlich. Deshalb blockieren sie auch durch wiederholte Widerrufe ihres Protestes die Verhandlungen der Amtsgeschäfte zu Ungunsten notwendigerer Aktivitäten der Stadt. Ich erlaube mir, den Vertretern für ihre feste und prinzipielle Haltung meine Anerkennung auszusprechen. Die endgültige Beurteilung des Stückes sollten die aufgeregten Widersacher den Zuschauern vor dem Theater ohne Lärm überlassen.
Die Widersacher des Dramas sowie der Novelle haben bereits alles Mögliche versucht, inklusive von Angriffen auf die Ehre des Autors und seines Vaters. Ich persönlich bin empört, ich habe mit Jan Tichý studiert und kenne sein Schaffen seit seiner Studienzeit, ich kenne auch seine Familie gut und garantiere seine Ehrenhaftigkeit und seinen Mut als Bürger. Es ist klar, das es nur an der Öffentlichkeit in Haida liegen wird, ob sie zulässt, dass ein anständiger Mensch und verantwortungsbewusster Schriftsteller weiter gehetzt und im beschriebenen Sinne geschändet wird.
Die vielleicht bereits durch ewige Streitereien verleideten Bürger sollten nicht resignieren. Es geht um den Ruf ihrer Stadt, und deshalb sollte niemand beiseite stehen. Wenn ich am angeführten Tag nicht anderweitig verpflichtet wäre, würde ich bestimmt nach Haida fahren. Ich rufe alle Bürger von Haida dazu auf, Jan Tichý sowohl während der Pressekonferenz, als auch vor dem Theater persönlich zu unterstützen. Gegen Tichý verbinden sich Kräfte, deren Aktionen – davon bin ich überzeugt - wo andershin zielen, als sie uns weismachen.
PhDr. Jan Šolc
ehem. Parlamentsabgeordneter und politischer Berater des Ex-Staatspräsidenten V. Havel