úterý 23. února 2010

Das Hultschiner Ländchen

Česky
Franz Chocholatý GrögerDas Gebiet des jetzigen Hultschiner Ländchens wurde seit 1318 zum Bestandteil des Herzogtums Troppau, welches im Besitz der Troppauer Premysliden war. Im Jahre 1377 kam bei der Teilung des Landes der größere Landesteil zum Teil des Herzogs Přemek von Troppau, der kleinere Teil mit Krawarn und Sudice (Sauditz) wurde seinem Bruder Johanes II. von Troppau und Ratibor zuerkannt. Später gehörten die Ortschaften Krawarn und Sudice zum Bestandteil des Fürstentums Jägerndorf (Krnov). Troppauer Premysliden hielten das Hultschiner Ländchen bis zum Jahre 1464, bzw. 1474. Am 28.12. 1613 wurde das Herzogtum Troppau per Vertrag als ein Erblehen der Böhmischen Krone Karls von Liechtenstein bestimmt. Am 16.3.1621 erhielt Fürst Karl von Liechtenstein auch das Herzogtum Jägerndorf als Lehen, womit beider Herzogtümer unter dem Hause Liechtenstein vereinigt wurden. Durch den Breslauer Frieden 1742 wurde ein Teil des Troppauer Landes an Preußen überlassen. Es handelte sich um das Hultschiner Ländchen, die mährische Enklave in Ketř /Katscher/ und Hlubčicko /Leobschütz/, ein Teil des Jägerndorfer Landes. Im Jahre 1763 wird per Verordnung die deutsche Sprache als Unterrichtssprache an den Elementarschulen eingeführt. Seit dem Jahre 1764 müssen dann laut einer weiteren Verordnung die der deutschen Sprache nicht mächtigen Priester ihr Amt niederlegen. Es waren jedoch gerade die katholischen Priester, die an die Kontinuität der mährischen Sprache und Kultur erinnerten und zur nationalen Wiedergeburt der Mährer wie auch der Polen beitrugen. Während der 2. Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts kam es dann im Hultschiner Ländchen zu einer starken Integration der Bevölkerung in die politische und kulturelle Lebensweise des staatlich-politischen Landes Preußen. Bis heute bezeichnen sich die Einwohner selbst als „Preußen“. In der politischen Hinsicht bekannte sich das Volk zur preußischen Staatsideologie. Dieses war ein ungeplantes Resultat der wirtschaftlichen Abhängigkeit einerseits, andererseits auch der persönlichen Entscheidung und des freien Willens. Die Region wird mit dem Leben des letzten deutschen Romantikers, Joseph von Eichendorff, verbunden, mit Leben und Werk Cyprian Leleks und August Scholtis´.

Tschechische Exilpolitiker wie auch einheimische Widerstandskämpfer gegen die K.-u.-K.-Monarchie zogen Grenzen des künftigen Staates in Erwägung. In diesem Sinne verlangte die tschechoslowakische Regierung im Mémoire VIII: La Haute Silésie Tchèque (Region de Ratibor), vorgelegt auf der Friedenskonferenz von 1919 in Paris – mittels des Außenministers Dr. Edvard Beneš nicht nur die Gebiete um Leobschütz und Hultschin, sondern auch die Ratibor-Region mit Städten Ratiboř/Ratibor, Rybnik, Vladislav/Loslau und Žárov/Sohrau. Die Forderung beruhte auf dem Nationalitätsprinzip. Bereits im 1915 und später dann im 1918 wünschten sich Hultschiner Geistliche von der Pfarre in Bořutín Verbindung mit der künftigen Tschechoslowakei. Später wurde ein Memorandum herausgegeben und von einigen Pfarrern, Lehrern, Händlern und anderen Unternehmern unterzeichnet, welches tschechische Politiker und im Jahre 1918 Vertreter der Siegesmächte auf der Friedenskonferenz in Paris darum bat, „diese Gebiete, die zum tschechischen Nationalbesitz gehören, nicht zu vergessen.“ Es handelte sich jedoch um Einzelpersonen, die leider gar nicht im Namen der ganzen Bevölkerung sprachen. Dieses zeigten dann die späteren Ereignisse. Im Jahre 1910 verlief die tschechisch-polnische Sprachgrenze am Fluss Pština/Zinna und die Grenzen des Herzogtums Troppau bis zur Oder. Die sprachliche tschechisch-deutsche Grenze deckte sich mit der westlichen Grenze des Kreises Ratibor, außerhalb von Třebom (Thröm) und Sudice (Zauditz). Nach dem Versailler Vertrag vom 10. 1. 1920, Art. 83 musste „Deutschland zugunsten der Tschechoslowakei auf das Hultschiner Ländchen verzichten.“ Das größte Manifest gegen die das Anschließen an die Tschechoslowakei fand am 14.5. 1919 in Ratibor statt. In einem inoffiziellen Referendum sprachen sich ganze 93,7% der Bevölkerung für ein Verbleiben in Deutschland. Man intervenierte beim Chef der allierten Komission in Berlin und telegrafierte an französische, britische und US-amerikanische Regierun, doch ohne Erfolg. Hultschiner Frauen schrieben den Papst an und eine Delegation aus Ratibor versuchte Masaryk und Tusar zum Verzicht auf das Hultschiner Ländchens zu überzeugen. Erfolglos. Am 4.2. 1920 hat dann die 3.mährische Truppe von Troppau mit einer repräsentativen Begleitung das Hultschiner Ländchen annektiert. Die Bevölkerung ignorierte diesen „Umzug“ vollkommen und verließ gar nicht ihre Häuser. Der bevollmächtigte Kommissar für Hultschin, Dr. Šrámek, kam in ein Gebiet, wo ihn niemand willkommen hieß. Die Annektierung des Gebietes und seine Angliederung an ein anderes Staatsgebilde wurden mit großen Problemen verbunden. Die darin von beiden Seiten gelegten Erwartungen wurden nicht erfüllt.

Nach der Annektierung des Hultschiner Ländchens seitens der Tschechoslowakischen Republik vom 4.2. 1920 blieben die Ortschaften Píšť und Hať in Deutschland und wurden erst drei Jahre später der Tschechoslowakei angeschlossen. Mit dem Hultschiner Ländchen gewann die Tschechoslowakei 361 km2 und cca 46 000 Einwohner. Paradoxerweise bleiben hinter der Grenze Ortschaften, die viel mehr tschechisch besinnt er waren, als das Hultschiner Ländchen selbst. Es handelte sich um folgende Ortschaften: Bořutín/Borucin, Boleslav/Bolesław, Křenovice/Krzanowice, Šamařovice/Samborowice, Petřatín/Pietraczyn, Velké Petrovice/Pietrowice Wielkie a Ovsiště/Owsiszcze. Als diese Ortschaften mit 7267 Einwohnern an Deutschland kamen, erbaten sie sich den Tschechisch Unterricht an Schulen. Im Jahre 1945 wurden diese Orte zum Bestandteil des polnischen Staates. Zu einer absurden Situation kam es im Jahre 1921 bei der neuen Volkszählung. Tschechische Seite fürchtete sich, dass sich die Bevölkerung massenweise zu deutscher Nationalität melden wird. Deshalb wurde die Volkszählung mittels Fragebögen realisiert, wo der Kommissar selber die Angaben hineinschrieb aufgrund der Aussage des Bürgers und seiner Dokumente. Der Kommissar konnte aber nach seiner Erwägung die Nationalität ändern, wenn es seiner Meinung nach zu einem Fehler kam. Der Betroffene musste diesem zustimmen. Ansonsten kam es dann zu Verhören, aber ebenfalls auch Strafen. Bei der Volkszählung wurde also die Bevölkerung auf diese Art und Weise beeinflusst. Die Möglichkeit, sich zur „Mährischen Nation“ zu melden, wurde nicht erlaubt. Seit 1.9. 1920 wurde Tschechisch zur Unterrichtssprache. Es zeigte sich jedoch, dass Bemühungen um die Tschechisierung fehlschlugen. Die Bevölkerung sprach zwar mährisch, war aber deutschgesinnt. Als im September 1920 das Schulwesen im Hultschiner Ländchen tschechisiert wurden, besuchten Kinder der für Deutschland optierenden Werktätigen den „Privatunterricht“. Die Aufhebung des Deutschen als der Unterrichtssprache und die Beschränkung der Stundenzahl beim Religionsunterricht hatten eine große Empörung zum Ziel. Die führte bis zum Streik der Schulkinder, der hohe Strafen mit sich brachte. Einen gewissen Ausgang aus der Situation stellte der schon erwähnte „Privatunterricht“ dar. Im Jahre 1928 haben ihn 334 Kinder besucht. Bei der Zählung der Schüler vom 21. Oktober 1935 wurden bereits 864 Kinder festgestellt. Nicht jeder konnte sich diesen Unterricht leisten. In die Entwicklung des Schulwesens wurden übrigens Beträge investiert. Es wurden einige moderne Schulgebäude gebaut, die das Interesse der Republik an der Ausbildung von Hultschiner Jugend demonstrieren sollten. Für die Erziehung der lokalen Intelligenz wurde sogar ein Gymnasium erbaut. Paradoxerweise besuchten es aber vor allem Kinder der neugekommenen Siedler. Diese neu angekommenen Tschechen bekleideten die meisten Funktionen in der Lokalverwaltung und standen an der Spitze diverser national gesinnten Gruppierungen und Vereine, die in der Region entscheidend waren. Bei den ersten Wahlen im Jahre 1925 gewann die deutsche christlich-soziale Partei die meisten Stimmen. Bei den Wahlen in 1929 kamen dieselben Stimmen der deutschen Nationalpartei Dr. Schollichs zu. Menschen, die sich mit der neuen Ordnung nicht abfinden wollten und in der Tschechoslowakei nicht leben wollten, konnten für Deutschland optieren und nach Deutschland umziehen. Dann gab es auch eine weitere Gruppe von Optanten, die nicht umgezogen sind, dass sich das Regime bald ändern wird. Eine baldige Änderung wurde jedoch nicht realisiert. So sah die Atmosphäre im Hultschiner Ländchen aus. Bei der Grundstückreform ging man bei der Bodenverteilung von der Nationalität-Anmeldung aus. Neue Ankömmlinge vom Inland waren nun Grundstückinhaber. Für Arbeit bestellten sie aber slowakische Landarbeiter. Das Hultschiner Ländchen wurde zu einem Problemgebiet in der Tschechoslowakei. Es handelte sich vor allem um wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Hultschiner Ländchen gab es neben zwei Stollen Ihme und Anselm in Petrzkowitz (Petřkovice) und einer Leinenfabrik in Kuchelna (Chuchelna) keine Industrie.

Die Fabrik in Kuchelna war die größte ihrer Art in Preußen. Sie produzierte 20% der deutschen Leinenproduktion. Im neuen Staat ging sie jedoch zugrunde, weil kein Leinenlieferant vorhanden war. 1000 Arbeiter verloren ihre Arbeit. In der Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik entstand dort eine Tabakfabrik. Dort wurden die Arbeiter nur auf Empfehlung der tschechischen Vereine angestellt. Im Hultschiner Ländchen gab es Landwirtschaftsarbeiter, die im fruchtbaren Oderland die Arbeit gesucht hatten, und weiter dann sog. Hausierer und Mauerer. Alle begannen ihre Arbeit im deutschen Reich zu suchen, weil es für sie in ihrer Heimat keine Arbeit gab. Soziale Unruhen wurden durch offene Diskriminierung der Minoriten Schicht seitens der Majorität. Arbeit bekam derjenige, der dem Sokol-Turnverein oder einem anderen tschechischen Verein eintrat. Eine weitere Ursache der Unruhen war Unzufriedenheit mit neuen Bedingungen. Bei der Grundstückreform wurden 3412 Bewerbern 3639 ha des Bodens zugeteilt und zwar meistens in Form einer Verpachtung. Es gab auch 24 Rest-Landgüter und 11 Höfe. Die Besitzer stellten aber meistens billigere Arbeitskräfte aus der Slowakei ein. Tschechische Unternehmer im Hultschiner Ländchen wollten hiesige Arbeitskräfte nicht einstellen. Als Begründung galt, sie hätten sich um ihre tschechischen Arbeiter kümmern müssen.

Zu einer logischen Konsequenz wurden die Parlamentswahlen des Jahres 1935, wo die meisten Wähler vor Ort, nach der tschechoslowakischen Regierung Tschechen, ihre Stimmen der SdP gaben. Über diese Wende sollte man sich nicht wurden. Deutschland kümmerte sich um die Hultschiner wie eigene sorgfältige Mutter. Im Hultschiner Ländchen kam es zu Unruhen und Zusammenstößen, wo auch Waffen im Spiel waren. Hultschin befand sich in der Anstoßzone vor der Hauptschutzstellung. Zum Teil mussten bestimmte Gelände zum Zweck des Festungen-Baus freigestellt werden. Bei der Mobilisierung flüchteten viele Männer nach Deutschland. Einige verteidigten dagegen die Tschechoslowakei, andere arbeiteten in Deutschland und konnten nicht zurückkehren. Andere wieder meldeten sich in Deutschland freiwillig zur Wehrmacht. Es kam zu paradoxen Situationen, wo die Mährer, auch Angehörige einer Familie, auf beiden Seiten der Grenze und in unterschiedlichen Uniformen sich gegeneinander standen. Bereits am 8. Oktober strömten die Wehrmachtsoldaten ins Hultschiner Ländchen, und zwar zur großen Freude der Bevölkerung. Es wurden Triumphpforten gebaut und die Soldaten wurden als Befreier willkommen geheißen. Verlassene Grenzfestungen wurden zum touristischen Anziehungspunkt. Das Hultschiner Ländchen wurde direkt ans Reich angeschlossen, als das Gebiet des sog. Altreichs. Seit 1939 kämpften die Männer auf allen Fronten des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Krieg wurde die Region zu der meistbeschädigten. In jedem Dorf waren beschädigte oder zertrümmerte Hauser zu finden. In jeder Familie wurden Kriegstote beweint. Nicht nur der Krieg brachte Kummer mit sich, sondern auch der kommende Frieden. In dem II. Weltkrieg kämpften etwa 12 000 Mährer und fast 3 000 sind gefallen. 5 000 Soldaten kamen verwundet oder behindert zurück, fast jeder litt noch an psychischen Folgen des Krieges. Nach dem Krieg wartete auf sie noch der Wehrdienst bei der tschechoslowakischen Armee, wo sie als Kriegsveteranen noch von jüngeren Unteroffizieren schikaniert wurden. Viele der einstigen Soldaten mussten in den Bergwerken in Mährisch Ostrau schwer arbeiten und wurden durch ihre Kriegsvergangenheit auch für ihr weiteres Leben gebrandmarkt. Einige wurden vertrieben, andere nach 1946 nach Deutschland umgesiedelt. Noch vor Februar 1948 zog man eine Zerstreuung der Hultschiner im tschechischen Binnenland in Erwägung.

Franz Chocholatý Gröger