Franz Chocholatý Gröger
Übersetzung: Mathilde Najdek
Ursprünglicher Text: hier
Ende des vergangenen Jahres erschien ein Buch mit Gesprächen von Josef Mlejnek, ehemals Redakteur bei der Revue Střední Evropa (Revue Mitteleuropa), mit dem Regisseur David Vondráček. David Vondráček wurde beim Publikum durch die vom ČT (Tschechisches Fernsehen) gesendeten Filme bekannt, die der Nachkriegsbesiedlung des tschechischen Grenzlandes gewidmet waren – das Dokument Ins (un)gelobte Land, weiter dem Niedergang der tschechischen Minderheit in Glatz, das nach 1945 von Polen besetzt wurde, durch das Dokument Adieu tschechischer Winkel (es kann sein, dass das Dokument bereits einen anderen deutschen Titel trägt, der dem Übersetzer jedoch unbekannt ist – Not.). Was die nach dem Krieg erfolgte ethnische Säuberung der altansässigen deutschen Bevölkerung, begleitet vom Morden und von Exzessen in der Phase der „wilden Vertreibung“, betrifft – fällt jedem Töten auf Tschechisch ein. Für diesen Film erhielt David Vondráček anlässlich des Internationalen Festivals in Iglau den Preis der Zeitschrift Respekt für den besten Fernsehstreifen des Jahres 2010 und den Internationalen Franz Werfel Preis für sein Engagement auf dem Gebiet der Menschenrechte.
In dem in fünf Gesprächsteilen erschienen Buch, das eingangs erwähnt wurde (Teile der revolutionären Gerechtigkeit, Begebenheiten von Leuten, die sich in die Geschichte verwickelten, Das ungelobte Land immer anders, Die Wahrheit ist mitunter unglaublicher als die Mystifikation, Wenn man zu Hause kein Prophet ist), erfahren wir auch etwas über das bisherige Schaffen von Vondráček, über seine Jugendjahre in Chodau bei Karlsbad und über die interessanten Wurzeln seiner Familie. Eine der Großmütter von Vondráček war eine Sudetendeutsche (genauer bezeichneten sich die Angehörigen der deutschen Minderheit als „Deutschböhmen“, erst später wurde die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ verwendet) aus Netschitin und die zweite Großmutter war eine Karpatendeutsche. Wir erfahren auch etwas aus dem Leben des Autors in Westböhmen und überhaupt über seine Lebensumstände. Das Buch wird begleitet von einem Teil, der die Polemik beinhaltet, die nach dem ausgestrahlten Film Töten auf Tschechisch geführt wurde. Es ist ein Ausflug in die kleine tschechische Seele, auf die Seiten der linksorientierten Presse (Zeitungen wie: Haló noviny, Právo) sowie weiterer Periodika, die meistens noch im Griff der völkischen Mystifikation stecken. Die Gespräche werden im Kapitel Töten auf Tschechisch durch die Umschrift der eindrucksvollsten Passagen von Vondráčeks reportiertem Dokument ergänzt. Über diesen Film, der im Mai vom Tschechischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, erklärte die Vorsitzende des Tschechischen Verbandes der Freiheitskämpfer Anděla Dvořáková, dass er die „tschechische Staatlichkeit zerrüttele“. Teil des Buches ist auch eine DVD mit authentischen Aufnahmen des Massakers bei der Prager „Bořislavka“.
Das Buch kann empfohlen werden und sollte meiner Meinung nach Eingang finden in den Unterricht für neuzeitliche Geschichte Böhmens, Mährens und Schlesiens.
Zabíjení po česku / Töten auf Tschechisch
David Vondráček, Josef Mlejnek
Verlag: BVD, ISBN: nicht angegeben, EAN: 9788087090398 Format: 192 Seiten, 21x15cm, 1 DVD "Massaker Bořislavka"